Frankfurt (Oder) - Am 3. September 1990 eröffnete der Internationale Bund (IB) in Frankfurt (Oder) das Berufsbildungszentrum und begründete damit den ersten Standort des IB in Ostdeutschland. Was mit Umschulungen, berufsvorbereitenden und -orientierenden Maßnahmen, ausbildungsunterstützenden Hilfen und Rehabilitationsmaßnahmen begann, entwickelte sich in der Folgezeit zu einem breiten Angebot an sozialen Dienstleistungen, die heute fest in der Stadt verankert sind.
Auf dem ehemaligen Militärgelände der Staatssicherheit am Südring in Frankfurt (Oder) begann im September 1990 eine neue Zeit. Auf Initiative der damaligen Brandenburger Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Frauen, Regine Hildebrandt (SPD), des früheren Oberbürgermeisters der Stadt Frankfurt (Oder), Dr. Wolfgang Denda (SPD) sowie der ehemaligen Berliner Schulsenatorin Dr. Hanna-Renate Laurien (CDU) entstand in Frankfurt das Berufsbildungszentrum BBZ. Fortan fand auf dem früheren Stasi-Gelände täglicher Unterricht statt, um den (Wieder-)Einstieg von Arbeitslosen, Schulabgängern und Menschen mit Behinderung ins Arbeitsleben zu fördern und neue Berufsperspektiven zu schaffen.
Erster ostdeutscher Standort des IB
Die Wendezeit war geprägt von Aufbruchstimmung. Gleichzeitig spiegelten sich die Veränderungen in den ostdeutschen Wirtschafts- und Beschäftigungsstrukturen wieder: Viele Industriezweige brachen komplett weg; die Arbeitslosenzahlen stiegen. In dieser Zeit übernahm der Internationale Bund die Trägerschaft des Frankfurter Berufsbildungszentrums und führte in den Folgejahren zahlreiche Maßnahmen der beruflichen Bildung durch. Mit Umschulungen, Arbeitsgelegenheiten, Reha- und Aktivierungsmaßnahmen von (Langzeit-)Arbeitslosen sowie der Berufsvorbereitung und Ausbildung benachteiligter Jugendlicher reagierte der IB in den Wendejahren auf den Strukturwandel und die neuen Anforderungen des Arbeitsmarktes. In den 1990er Jahren war der IB maßgeblich an der Weiterbildung und Umschulung von mehr als 5.000 arbeitslosen Menschen sowie der Integration von rund 80 Prozent benachteiligter Jugendlicher in den Arbeitsmarkt nach Abschluss ihrer Ausbildung beteiligt.
Vom Bildungsträger zum sozialen Träger
Bis Mitte der 2000er Jahre nahm die berufliche Bildung beim IB in Frankfurt (Oder) eine zentrale Stellung ein. Ab zirka 2005/06 sorgten veränderte Rahmenbedingungen und die zunehmenden Einschränkungen in der Finanzierung durch die Arbeitsagenturen und Jobcenter dafür, dass die Maßnahmen zurückgefahren werden mussten. In der Folge baute der Internationale Bund seine Angebote in der sozialen Arbeit, zum Beispiel Jugendsozialarbeit, Flüchtlings- und Wohnungslosenhilfe sowie Jugendmigrationsdienst, in Frankfurt (Oder) weiter aus.
So betreibt der IB seit 2005 den Jugendclub Nordstern, seit 2007 den Hochseilgarten und die Kletterhalle am Südring mit erlebnispädagogischer Begleitung, seit 2014 die Gemeinschaftsunterkunft Seefichten für wohnungslose und geflüchtete Menschen sowie das Internat und Hostel „Haus Einstein“, in dem aktuell 40 Schüler*innen zwischen zehn und 19 Jahren, 30 Auszubildende und neun unbegleitete minderjährige Flüchtlinge von zwei Pädagogenteams betreut werden.
„Dass der IB Berlin-Brandenburg heute zu einem der wichtigsten Träger in Frankfurt gehört, ist der sehr guten und langjährigen Zusammenarbeit mit den Akteuren der Stadt zu verdanken“, sagt Niels Spellbrink, Geschäftsführer der IB Berlin-Brandenburg gGmbH. Daraus entstanden zum Beispiel die enge Kooperation mit dem Gauß-Gymnasium und die Kletterwoche im Kleistpark, welche die Stadt und die Erlebnispädagogen des IB Berlin-Brandenburg jährlich in den Sommerferien organisieren.
Internationale Arbeit und Kooperationsprojekte
Darüber hinaus entwickelten sich mit der Nachbarstadt Słubice in den vergangenen Jahren viele gemeinsame Projekte und Bildungsseminare für Jugendliche sowie Praktika und Fachkräfteaustausche. „Die Nähe zu Polen spielte damals wie heute eine wichtige Rolle für den IB, der seit über 70 Jahren auch in der internationalen Arbeit tätig ist und sich an vielen europäischen Programmen beteiligt“, betont Niels Spellbrink die Bedeutung des Standorts.
Um die deutsch-polnische Zusammenarbeit zu fördern, gründete der Internationale Bund 2004 die unabhängige Stiftung IB Polska mit Sitz in Krakau, die gemeinsam mit dem IB in Frankfurt (Oder) zahlreiche Projekte in der beruflichen Bildung und in den Freiwilligendiensten (Bundesfreiwilligendienst und Freiwilliges Soziales Jahr) durchführt. Ziel für die kommenden Jahre ist, die Zusammenarbeit mit Polen, aber auch mit Frankreich und Italien als strategische Partnerschaften weiter auszubauen.
Anlässlich unseres Jubiläums bedanken wir uns bei allen Wegbegleitern, Unterstützern, Kooperationspartnern und Auftraggebern für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit in den vergangenen drei Jahrzehnten.